Lebensfreude

im Volksmund: Die drei Grazien
Dieses Werk ist frei zugänglich.
Künstler: 

Der folgende Text entstand im jahr 2013 im Rahmen des Kunstvermittlungsprojektes "Young Art Experts" des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr, Text: Hannah Mo.

Die Bronzeplastik „Lebensfreude“, von den Mülheimern liebevoll „Die drei Grazien“ genannt, wurde 1963 von Heinrich Adolfs auf die Initiative des damaligen Bürgermeisters zur Verschönerung der Schlossbrücke angefertigt. Der Eigentümer ist die Stadt Mülheim.

Heinrich Adolfs wurde 1901 in Krefeld geboren. Er studierte Bildhauerei in Krefeld an der Kunstgewerbeschule und später an der Folkwang Hochschule in Essen bei Joseph Enseling, dessen Assistent er von 1931 bis 1933 war. Ab 1933 war er dann freischaffend tätig, hatte aber unter der nationalsozialistischen Diktatur Ausstellungsverbot. Ab ca. 1947 erhielt vermehrt öffentliche Aufträge. Weitere Werke des Künstlers sind auch heute noch im öffentlichen Raum einiger Ruhrgebietsstädte zu finden, so steht beispielsweise eine als „Nixe“ bezeichnete Bronzeplastik an einem Teich im Park von Schloß Berge in Gelsenkirchen.

Die Mülheimer Skulptur „Lebensfreude“ ist ungefähr drei Meter hoch und fünf Meter breit. Sie zeigt drei Mädchen, deren Röcke jeweils an Bug eines Schiffes erinnern. Sie stehen nebeneinander auf einem ca. 1,20 m hohen Sockel, so dass wir als Betrachter direkt davor stehend die Plastik gar nicht komplett erfassen können. Der ideale Betracherstandpunkt liegt also etwas entfernt, beispielsweise auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das gesamte Kunstwerk ist auf eine Fernsicht hin konzipiert.

Das Werk ist signiert und datiert mit "AH 1963".
Das rechte der drei Mädchen hält einen Wimpel, auf dem zwei angedeutete Möwen zu sehen sind, die als Löcher dargestellt sind. Diese Löcher geben den Blick frei auf die Ruhr.
Die Plastik ist für jeden frei zugänglich und steht auf der Schlossbrücke in der Nähe des Theaters, sodass man meinen könnte, sie gehöre zu diesem dazu. Sie ist eines der bekannteste Kunstwerk im öffentlichen Raum in Mülheim, sodass sie auch auf vielen Postkarten zu sehen ist und allgemein als „Wahrzeichen“ dieser Stadt gilt. Die Mädchen verkörpern die Stadt an der Ruhr, das Wasser, den Fluss und die Schiffe, und im allgemeinen auch die Freiheit und das Majestätische. Sie haben jeweils einen Arm auf die Schulter der anderen gelegt so als tanzten sie einen Reigen. Durch die Körperhaltung ergibt sich dann auch ein offensichtlicher Bezug zu dem eigentlichen Titel „Lebensfreude“. Die drei Figuren als „Grazien“ zu bezeichnen, ist auch sehr passend, da sie sehr damenhaft, voll Anmut und graziös auf der Brücke stehen.
Oft steigen Passanten auf den Sockel und stellen sich neben das linke Mädchen, um ein Andenkenfoto zu machen. Ich vermute, dass diese Skulptur die am häufigsten fotografierte in ganz Mülheim ist.

Trotz diverser Verschmutzungen wie z. B. dem Graffiti auf dem Steinsockel und Patina durch die Abgase der Autos, stehen die „Drei Grazien“ wohl auch noch die nächsten Jahre als fahnenschwingendes Erkennungszeichen unserer Stadt am Fluss.

Stadtteil: 
Innenstadt
Standort: 
Schloßbrücke, Broicher Brückenkopf, 45468 Mülheim an der Ruhr
Jahr: 
1963
Material und Technik: 
Bronze
Höhe: 
2,50 m
Breite: 
ca. 1,20 m
Tiefe: 
0,90 m
Literatur
  • Krapp, Franz Rolf: Drei Mädchen an der Brücke, in: Mülheimer Jahrbuch 1965, Mülheim an der Ruhr 1965, S. 79-81.
  • Tiemann, Cäcilia: Wahrzeichen Mülheims wird 50 Jahre alt, WAZ, 10.12.2013.
  • Heinrich Adolfs. Lebensfreude. Standort Schloßbrücke, aus: Serie: Kunst im öffentlichen Raum in Mülheim an der Ruhr 2003/2, WAZ, Sommer 2003.
  • Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Werkbeschreibung: 

Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.

Die „Drei Grazien“ nennen die Mülheimer*innen liebevoll die Figurengruppe auf dem Broicher Teil der zentralen Überquerung der Ruhr, der Schloßbrücke. Dort prägt die Bronzeplastik Lebensfreude seit Jahrzehnten eindrücklich das Stadtbild. Auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Heinrich Thöne erhielt der Bildhauer Heinrich Adolfs den Auftrag. Drei überlebensgroße, weibliche Figuren in bodenlangen Kleidern stehen nebeneinander und wenden ihre Blicke in Richtung Ruhr beziehungsweise Stadtmitte. Ihre Arme haben sie sich gegenseitig auf die Schultern gelegt. Wie ein Wegweiser ist der Arm der Vorderen ausgestreckt. Die Hintere hat ihn nach oben abgewinkelt; mit der Hand strafft sie ein dreieckiges Fahnentuch mit zwei stilisierten Möwen. Von fern zeichnet sich die Gruppe wie ein Scherenschnitt vor der Stadtsilhouette ab.
Die Zahl Drei und die Dreiecksform bestimmen die Gestaltung: Kleid und Wimpel sowie die gesamte Gruppe bilden je ein Dreieck. Der Bezug zu den drei Grazien in der römischen Mythologie ist offensichtlich: die Frohsinnige, die Blühende und die Strahlende. Wie auf einem Festzug leiten die Figuren als Mülheimer Stadtallegorien, tänzelnd schreitend und voller Lebensfreude, Besucher*innen in die Stadt.
In der formal-künstlerischen Gestaltung erscheint die Gruppe, die im Nachlass des Künstlers als Die Schreitenden geführt wird, reduziert und abstrahiert, doch ist überall ein naturalistischer Wirklichkeitsbezug gegeben. Die Figuren wirken stelenartig und elfenhaft zugleich. Ein dynamisches Wechselspiel aus Bewegung und Starre entsteht. „Es ergibt sich das eine aus dem anderen. Ein geistiger Vorgang wurde in eine Form gebracht. […] Ich versuche das Wesentliche herauszuarbeiten, damit keiner von dem Vielen abgelenkt wird“, beschrieb der Künstler selbst seine Arbeitsweise. 
Für das ehemalige Mädchengynmasium in Essen-Holsterhausen schuf Adolfs drei Jahre zuvor die der Lebensfreude sehr ähnliche, dreiteilige Figurengruppe Gemeinsamkeit. Im letzten Jahr hat diese einen neuen Standort am Holsterhauser Platz gefunden. — BW 

 

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Kontakt

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der Ruhr
Barbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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