Zwischen den Zeilen
Maße: 0,75 x 2,94 x 0,10 m (Wand), 0,28 x 2,58 x 1,35 m (Boden)
Eine hellgrau gestrichene Betonwand trägt eine schmale Bronzetafel. Die Bronzetafel hat sowohl am oberen, wie auch am unteren Rand Aussparungen. Die Aussparungen sich optisch und sind als Buchstaben zu lesen. Sie ergeben von links nach rechts gelesen die Worte: ZWISCHEN DEN ZEILEN. Am Sockel der Betonwand liegen übereinander einzelne Buchstaben. Beim genauen Betrachten sind alle Buchstaben vorhanden, die zu den Worten ZWISCHEN DEN ZEILEN zusammengefügt werden können.
Nach Veränderungen am Gebäude und der es umgebenden Freifläche ist die Skulptur nun nur noch eingeschränkt sichtbar.
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 17. 12. 2003
- Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
In einem beschränkten Wettbewerb erfolgte die Ausschreibung der Stadt Mülheim für ein künstlerisches Objekt, „das sich mit dem Thema Buch/Text/Lesen“ auseinandersetzen sollte. Unter Einbeziehung des eindeutigen Votums der Mülheimer Bürgerschaft wurde Timm Ulrichs’ Entwurf 1988 ausgewählt. In diesem seien die Vorgabe, ein optisches Signal für die Bücherei zu schaffen sowie die Lust am Lesen und an einem Büchereibesuch zu wecken, am besten verwirklicht.
Im Eingangsbereich der Stadtteilbibliothek erhebt sich eine Betonwand. Im oberen Teil ist eine Bronzetafel befestigt. In serifenlosen Großbuchstaben gesetzt und aus der Metallplatte herausgeschnitten, sind dort zweimal die Worte ZWISCHEN DEN ZEILEN zu lesen. Die Schriftzüge stehen jeweils am Rand und sind in ihrer Mitte horizontal abgeschnitten. Der Zwischenraum, eigentlich immateriell, nur durch das Vorhandensein der Buchstaben als leere Fläche dazwischen definiert, gewinnt dadurch eine real fassbare Materialität. Vor allem in der Fernwirkung erscheint der Zwischenraum monumental als waagerechter Balken. Der im Text beschriebene Inhalt wird skulptural konkretisiert.
Am Boden, wie aus der Wand gefallen, liegen die vollplastischen, ebenfalls bronzenen Buchstaben der beiden Textzeilen. Sie sind miteinander verschweißt und im Boden befestigt.
Die Redewendung „Zwischen den Zeilen lesen“ nimmt der Künstler hier ganz wörtlich. Wir lesen zwischen den Zeilen – und sehen eine freie Fläche und Buchstaben. Diese müssen erst gedanklich sortiert und zu Wörtern zusammengesetzt werden. Erst dann erhalten sie Bedeutung(en). Ulrichs stellt dar, was mit der Redewendung gemeint ist. Er erschafft ein Sprach-Bild, indem er die Sprache genau beim Wort nimmt.
Das Mülheimer Kunstwerk ist ein ortsbezogenes Weiterdenken der Concrete poetry aus den Jahren 1972/73, bei der die Buchstaben der beiden Wörter in Beton gegossen und auf diese Weise ebenfalls materialisiert wurden.
Nach baulichen Veränderungen der umgebenden Freifläche ist das Kunstwerk heute leider nur noch eingeschränkt sichtbar. — BW
Kontakt
Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der RuhrBarbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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