Kegelanamorphosen
Das Kunstwerk besteht aus zwei bemalten Betonfeldern, in deren Mitte jeweils ein Stahlkegel errichtet ist. Von der Brücke aus lässt sich jeweils ein Bild als anamorphotische Spiegelung im Kegel erkennen: ein Kleeblatt und eine Nelke.
Errichtet im Jahr 1992 anlässlich der Landesgartenschau, hatten 28 Jahre Witterungseinfluss im Außenraum deutliche Spuren am Kunstwerk hinterlassen: Die Kegel waren verschmutzt, die Betonplatten abgesackt, Wasser- und Laubansammlungen auf den Farbflächen hatten zu Moosbewuchs und Abplatzen der Farben geführt. Zudem war der hinweisende Schriftzug auf der Brücke nur noch schemenhaft vorhanden.
Umfassende Restaurierungsarbeiten waren notwendig. Nachdem Schablonen und Farbproben genommen wurden, konnten im Herbst 2019 die Betonplatten neu gegossen werden. Farbfelder und Schriftzug wurden im Sommer 2020 in einer zweiten Arbeitsphase erneuert.
Der international renommierte Filmregisseur Prof. Werner Nekes (1944-2017) lebte in Mülheim an der Ruhr. Er war Ideengeber und Initiator für die Errichtung einer Camera Obscura im oberen Teil des ehemaligen Wasserturms auf dem Gelände der Landesgartenschau, dem heutigen MüGa-Gelände. Von der Stadt in Richtung MüGa, bilden die „Kegelanamorphosen“ einen optischen und inhaltlichen Hinweis auf die Camera Obscura.
Nekes war leidenschaftlicher Sammler historischer optischer Objekte. Die Entwicklung der Camera Obscura als Hilfsmittel der Künstler die Gesetze der Perspektive zu erforschen, faszinierte ihn. Einen Schwerpunkt seiner Sammlung bilden Anamorphosen. Seit dem 15. Jahrhundert haben sich Künstler mit der Frage beschäftigt, wie sich der dreidimensionale Raum auf einer zweidimensionalen Fläche abbilden lässt. Dafür wurden zahlreiche optische Hilfsmittel entwickelt – wie die Camera Obscura. Mit der Reflektion über den Sehvorgang führten auch die Abweichungen von den üblichen Darstellungen zur Hinterfragung der Gültigkeit des Erkennens. So wurden Vorrichtungen und Hilfsmittel entwickelt, die optische Verzerrungen und Verschlüsselungen ermöglichten.
Zur Sammlung Nekes gehören Zeichnungen einer Nelke und eines Kleeblattes aus dem Jahr 1720, die als Inspiration und Vorlage für die beiden Anamorphosen dienten. Hier handelt es sich um katroptische Anamorphosen, d.h. die Zeichnungen sind kryptisch; das Abgebildete wird nur durch einen kegelförmigen Spiegel erkennbar.
Was in der Zeichnung im Kleinen funktioniert, überträgt Nekes als räumlich-erfahrbare Plastik in den Außenraum.
Möglich wurden die Arbeiten durch den Etat für die Restaurierung von Kunst im öffentlichen Raum, der seit 2015 zur Verfügung steht.
- Kunst auf der MüGa, Dokumentation zu den Projekten vor Ort, Hrsg. Städtisches Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, (1992), o. S.
- Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
„Die zwei Medienkunstwerke können auf eine lange Tradition der optischen Künste zurückschauen. Schon um 1600 finden sich in Italien anamorphotische Bilder auf Seidenschals, die aus China mitgebracht worden sind. Die Entwicklung der Camera Obscura als Hilfsmittel des Zeichners erleichtert es diesem, die Perspektivgesetze und deren Abweichungen zu erforschen.
Künstler zeichnen die Umwelt in richtiger Perspektive, aber auch verzerrt, in Übereinstimmung mit dem Blickwinkel des Betrachters. Diese verzerrten Bilder werden Anamorphosen genannt.
Schon Leonardo da Vinci (1452 - 1519) zeichnet eine Längenanamorphose, einen Babykopf, der nur aus einem bestimmten Winkel gesehen, erkannt werden kann. Bekannt aus der Kunstgeschichte ist uns das Bild von Hans Holbein, 1533, »Die Gesandten« mit seinem Memento Mori, dem Totenkopf, den der Betrachter nur aus dem Blickwinkel von links unten seitwärts zu erkennen vermag.“
(Werner Nekes, Kunst auf der MüGa, 1992)
Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Das Kunstwerk besteht aus zwei bemalten Betonfeldern, in deren Mitte je ein Stahlkegel errichtet ist. Von der Brücke aus lässt sich jeweils ein Bild als Spiegelung im Kegel erkennen: ein Kleeblatt und eine Nelke. Auf der Brücke weisen die Schriftzüge Anamorphosen in beiden Richtungen auf die Kunstwerke hin.
Errichtet im Jahr 1992 anlässlich der Landesgartenschau, erstrahlen die Felder nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten seit 2020 wieder in ihrer ursprünglichen Farbigkeit. Werner Nekes war leidenschaftlicher Sammler historischer optischer Objekte. Die Entwicklung der Camera Obscura als Hilfsmittel für Künstler*innen, die Gesetze der Perspektive zu erforschen, faszinierte ihn. Seine einzigartige Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte des bewegten Bildes befindet sich heute in Köln, Potsdam und Frankfurt am Main. Einen besonderen Sammlungsschwerpunkt bilden die Anamorphosen genannten Zerrbilder. Bereits seit dem 15. Jahrhundert beschäftigten sich Künstler mit der Frage, wie sich der dreidimensionale Raum auf einer zweidimensionalen Fläche abbilden lässt. Mit der Reflektion über den Sehvorgang führten auch die Abweichungen von den üblichen Darstellungen zur Hinterfragung der Gültigkeit des Erkennens. So wurden Vorrichtungen und Hilfsmittel entwickelt, die optische Verzerrungen und Verschlüsselungen ermöglichten.
Zur Sammlung Nekes gehören Zeichnungen einer Nelke und eines Kleeblattes aus dem Jahr 1720, die als Inspiration und Vorlage für die beiden Anamorphosen dienten. Es handelt sich um sogenannte katroptische Anamorphosen, das heißt, die Zeichnungen sind kryptisch; das Abgebildete wird nur mit Hilfe eines kegelförmigen Spiegels erkennbar.
Was in der Zeichnung im Kleinen funktioniert, übertrug Nekes als räumlich-erfahrbare Plastik in den Außenraum. Die Kegelanamorphosen bilden einen optischen und inhaltlichen Hinweis auf die Camera Obscura – das Museum zur Vorgeschichte des Films, das sich dort im ehemaligen Wasserturm befindet. Nekes war Ideengeber und Initiator dieser Einrichtung auf dem Gelände der Landesgartenschau. — BW
Kontakt
Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der RuhrBarbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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