Rammbock
An die Mauer von Schloss Broich lehnt das Objekt von Keiji Uematsu. Es besteht aus sieben, hohlen Vierkantstäben. Sie bilden eine Waagerechte und sind durch Öffnungen einer Metallplatte gesteckt. Da die Metallplatte schräg auf die Stahlstangen gestützt ist, erzielt ihr Gewicht einen Druck auf die Vierkantstäbe, den sie an die Mauer weitergeben. Labil – stabil ist das Gegensatzpaar, das dem Werk innewohnt. Die losen Vierkantstäbe können nicht nach unten fallen, weil der Druck der Platte sie an die Mauer presst. Die Platte steht, weil sie mit den Stäben ein Gleichgewicht herstellt.
Aus versicherungstechnischen Gründen wurden die Vierkantstäbe in der Mauer verankert. Dies entspricht nicht dem Willen des Künstlers, der ja gerade die potentielle „Gefahr“ zwischen den Skulpturteilen zeigen will.
- Peter Könitz - Wolfgang Liesen - Heinz Günter Prager - Keiji Uematsu, Faltblatt. Skulpturenpark am Schloß Broich in Mülheim a. d. Ruhr. Text: Heinz Thiel 04. 07. 1982, Stadt Mülheim an der Ruhr 1982.
- Neue Ruhr Zeitung, 30. 06. 1982.
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 10. 07. 1982.
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12. 07. 1982.
- Neue Ruhr Zeitung, 12. 07. 1982.
- Neue Ruhr Zeitung, 28. 08. 1982.
- Neue Ruhr Zeitung, 23. 10. 1982.
- Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Das „Sichtbarmachen der unsichtbaren Beziehungen von Objekten im Raum“ ist das Leitthema, dem der japanische Künstler Keiji Uematsu sein mittlerweile über 50 Jahre währendes künstlerisches Schaffen konsequent verschrieben hat. Gegensatzpaare wie Schwere und Leichtigkeit, Labilität und Stabilität, Spannung und Entspannung, Gewicht und Gegengewicht sind die Phänomene, die der Konzeptkünstler in seinen Fotografien, Zeichnungen und Skulpturen untersucht.
Nach einer intensiven Besichtigung des sanft ansteigenden Areals des Skulpturenparks am Schloß Broich wählte Keiji Uematsu ein leicht nach außen geschwungenes Stück der Burgmauer für die Realisierung einer mehrteiligen Plastik aus Cortenstahl. Etwa auf Augenhöhe durchstoßen sieben Vierkantstäbe in einem leicht ansteigenden Winkel eine große, schräg auf dem Boden stehende Metallplatte in Richtung der Bruchsteinmauer. Durch das präzise Austarieren von aufragender Platte und horizontalen Stäben sind die einzelnen Elemente in ein stabiles, sich selbst tragendes Gleichgewicht gebracht.
Im Umwandern offenbart die Skulptur sehr unterschiedliche Wirkungen. Nähert man sich seitlich – von der Stadt oder der Burgseite kommend – wirkt sie trotz der Schwere des Materials leicht. Wie eine Zeichnung im Raum betont sie die besondere Topografie des Aufstellungsortes. Es entstehen Blickachsen, die neue Perspektiven auf die umliegende Landschaft eröffnen. Gleichzeitig wirkt die Konstruktion in der Seitenansicht fast beängstigend fragil. Ein Windhauch könnte genügen, um sie aus der Balance zu bringen.
Von vorne betrachtet, entwickelt die Plastik jedoch die volle Wucht der im Material liegenden Schwere. Wie bei einem mittelalterlichen Rammbock scheinen die hohlen Metallstangen das dahinterliegende Mauerwerk mit aller Kraft zerstören zu wollen.
Aus versicherungstechnischen Gründen werden die Stahlstangen heute durch eine Wandvorlage an der Burgmauer gestützt. Diese Maßnahme steht im Widerspruch zur Intention des Künstlers, das Spannungsverhältnis zwischen Stabilität und Labilität zu betonen. — SCHO
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Kontakt
Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der RuhrBarbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
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