B11 Von Eis und Wasser
Diese Bodenstation liegt am südlichen Rand des Naturschutzgebiets Saarn-Mendener Ruhraue, kurz hinter Kocks Loch. Das Thema ist die Entstehung des Ruhrtals während und nach den Kaltzeiten des Eiszeitalters.
Im Eiszeitalter
Seit etwa 2,6 Millionen Jahren leben wir in einer Epoche, die Geologen als Quartär bezeichnen. Kaltzeiten und Warmzeiten wechselten sich mehrfach miteinander ab. Sie haben die Landschaft geformt und die Talbildung an Rhein und Ruhr ermöglicht.
Mächtige Gletscher reichten während der größten Ausdehnung des Eises nach Süden bis über die Ruhr in Mülheim. Weite Teile Mitteleuropas waren im Dauerfrost erstarrt. Zeugen aus dieser Vergangenheit finden sich unter anderem in Form alter Flussschotter in Höhenlagen weit über dem heutigen Talboden der Ruhr.
Feinkörnige Partikel, die der Wind ausgeblasen hatte, bedecken als Löss weitflächig die Hoch- und Hanglagen. Lösslehm bedeckt in typisch gelb-brauner Färbung zum Teil großflächig und mächtig die Hänge und Hochflächen östlich der Ruhr in Menden, Holthausen, Fulerum und Ickten.
Die Abbildung zeigt einen Querschnitt durch das Ruhrtal. Zu sehen sind die naturnahe Aue und die eingedeichte, entwässerte Aue sowie das terrassenförmige Tal.
Kaltzeit in Mülheim
Während der letzten Kaltzeit war der Boden bis in größere Tiefen ständig gefroren (Permafrost) und nur die obersten Bodenschichten tauten im Sommer auf. Durch verschiedene Prozesse entstanden die Ausgangsmaterialien, aus denen sich später unsere heutigen Böden entwickelten.
Wiederholt drang Schmelzwasser in feine Gesteinsrisse in das anstehende Gestein ein. Beim Gefrieren vergrößert sich das Volumen von Wasser um 10 Prozent, wodurch das Gestein gesprengt wird (Frostsprengung). Der so entstandene Frostschutt bildet die etwa 1 Meter dicke Schicht über dem Festgestein.
Mit zunehmender Abkühlung des Klimas setzte ein weiterer wichtiger Prozess ein. Feine Stäube wurden von Winden ausgeweht und lagerten sich unter anderem am Steilhang des Ruhrtals ab – gelblich-brauner Löss.
Warmzeit in Mülheim
In den letzten 10.000 Jahren, also in der heutigen Warmzeit, setzten die eigentlichen Prozesse der Bodenbildung ein. Der im Löss enthaltene Kalk wurde ausgewaschen und lagerte sich zum Teil an der Schichtgrenze zum unterlagernden Gesteinsschutt an. Er verkittete das Lockermaterial zu einem verhärteten Horizont.
Nach der Entkalkung begann die Verwitterung von eisenhaltigen Mineralen im Boden. Die hierbei entstehenden Eisenoxide („Rost“) geben dem Boden seine typisch braune Farbe. Wegen dieser wird er als Braunerde bezeichnet.
Während sich die ersten Pflanzen auf dem rohen Boden ansiedeln, erobern auch erste Bodenlebewesen den Boden. Diese zersetzen die abgestorbenen organischen Substanzen wie die Pflanzenreste und lassen eine Humusschicht entstehen.
Böden wachsen langsam. So kann es bis zu einigen Hundert Jahren dauern, bis ein Zentimeter Boden entstanden ist.
Vom Menschen geprägt
Vor etwa 6000 Jahren lebten in Mitteleuropa vergleichsweise wenige Menschen. Diese veränderten mit dem Ende der Jungsteinzeit vor etwa 5500 Jahren nach und nach ihre Lebensweise und begannen Ackerbau zu betreiben.
Umfangreiche Waldrodungen bis ins frühe Mittelalter haben die natürliche Bodenentwicklung verändert. Große Mengen an Boden wurden durch Wasser und Wind von unbewachsenen Hanglagen abgeschwemmt. Sie finden sich heute am Fuß der Hänge und in den Fluss- und Bachtälern. Man nennt diese Böden Kolluvien.
Dort findet man auch sogenannte Auenböden. Sie entstehen dort, wo die Flüsse und Bäche regelmäßig über die Ufer treten und neue, oft fruchtbare Partikel ablagern.
Die künstliche Entwässerung von Feuchtgebieten hat diese Bodenentwicklung unterbrochen. Die natürlichen Standorte der Bruchwälder, die Moorböden und Gleye sind weitgehend verschwunden.
In Kocks Loch bekommen Sie einen Eindruck, wie ein naturnaher und artenreicher Auwald aussieht.