Die Skulptur wurde am 14.05.1981 aufgestellt. Sie zeigt abstrakte Formen, die in ihrer Anordnung Bewegung assoziieren lassen. Die Arbeit geht auf eine Zeichnung aus dem Jahr 1967 zurück, die der Künstler zunächst im kleinen Format ausführte und 1980 im Großformat für Mülheim gegossen wurde.
Betonsockel 73 x 160 x 177 cm
Seit Herbst 2019 erstrahlt die Bronze-Plastik „Akrobaten“ von Lajos Barta auf dem Schulhof der Otto-Pankok-Schule an der Von-Bock-Straße 81 in neuem Glanz: Die witterungsbedingten Kalk- und Korrosionsspuren konnten reduziert sowie Verunreinigungen entfernt werden. 2021 ,turnen‘ die Elemente der Bronze-Plastik bereits seit vierzig Jahren am Rande des Schulhofs.
Auf einem Betonsockel umspielen sechs rauten- und ellipsenförmige Elemente mit konkaven, nach innen gewölbten Flächen eine große, wellenartige Form. Bei frontaler Betrachtung wirken die Elemente trotz ihrer Wölbungen flächig. Der Titel „Akrobaten“ führt die Assoziationen bei der Betrachtung weiter: Das größte Element im oberen Drittel erinnert an einen Kopf, die Wellen-Form darunter an einen ausgestreckten Arm. Alles wirkt bewegt und dynamisch, aber nicht fragil, sondern ausgewogen und in Balance.
Beim Blick von der Seite fällt die tiefe Wölbung der einzelnen Teile auf. Der Eindruck einer fein austarierten Balance wird in dieser Ansicht noch verstärkt.
Die „Akrobaten“ zeigen Bewegung. Die blank polierte, gewölbte Bronze wirkt wie aufgeblasen, leicht wie ein Ballon, der nach oben steigt – und bildet so einen Widerspruch zwischen formal leichter Anmutung und tatsächlicher Schwere und Starre des Materials. Das Thema der Balance, des Austarierens der dargestellten Massen ist ein zentrales Thema im künstlerischen Œuvre Lajos Bartas.
Der 1899 in Budapest geborene Bildhauer hat sich schon in den 1940er Jahren mit diesem Thema befasst; erste figurative Akrobaten-Plastiken entstehen in Auseinandersetzung mit der Künstlergruppe „Abstraction – Création“, zu denen unter anderem Alexander Calder, Lázló Moholy-Nagy, Hans Arp und Constantin Brancusi zählten. Die andauernde Beschäftigung mit dem Sujet der Akrobatik veranschaulichen zahlreiche Klein-Plastiken und Zeichnungen bis in die 1970er Jahre. Das Plakat zur ersten Museums-Ausstellung in Deutschland „Lajos Barta. Plastiken und Zeichnungen“ aus dem Jahr 1970 zeigt die Gips-Plastik der „Akrobaten“, die drei Jahre zuvor entstand. Die Mülheimer Plastik stellt eine Vergrößerung dieser Arbeit dar. Im Rahmen eines „Kunst am Bau“-Auftrags wurde das Objekt unter Anleitung des Künstlers aufgestellt – aufgrund der begrenzten Mittel in der Ausführung etwas kleiner als ursprünglich geplant.
Bartas Leben war massiv geprägt durch die politischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert: Er erlebte Verfolgung und Repression durch die Nationalsozialisten, später dann durch das sozialistische Regime in Ungarn. Reisen führten ihn wiederholt nach Italien, Frankreich und Deutschland. Ab 1965 fand er sein Zuhause im Rheinland. Er verstarb am 13. Mai 1986 in Köln. Zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum, u.a. in Köln, Bonn und Siegen wie auch das Werk in Mülheim an der Ruhr halten die Erinnerung an diesen bedeutenden europäischen Künstler wach.
Die „Akrobaten“ an der Otto-Pankok-Schule sind ein Schlüssel zu Bartas gesamtem Schaffen. Er selbst fasste im Rahmen der Aufstellungsarbeiten die Essenz des Werkes – mit einem Augenzwinkern – in einem Reim zusammen: „Am schönsten ist das Gleichgewicht, kurz bevor’s zusammenbricht.“
Barbara Walter
Der Text erschien im Rahmen der Reihe "Im Blick" des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr im Februar 2020.
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