Eine überlebensgroße Figur eines Mannes steht im Ausfallschritt und ist leicht nach vorne gebeugt. Die Arme hängen nach unten. Der Kopf ist nach unten geneigt. Die Figur steht nur auf den Zehenspitzen: Es entsteht der Eindruck maximaler Fragilität, so als würde die Figur im nächsten Moment nach vorne fallen.
Auffallend ist zudem die Platzierung der Figur auf dem Sockel: Sie befindet sich nicht in der Mitte, sondern am hinteren Rand des Sockels, wodurch der Eindruck der Instabilität eine zusätzliche Betonung erfährt.
Ein Foto im Marburger Fotoarchiv aus dem Jahr 1939 zeigt die Skulptur auf einem rundem Sockel (http://www.bildindex.de/document/obj20751238?part=0&medium=mi07388b10 [2], Abruf: 14.05.2020). Diese Kreisform findet sich auch heute noch in einer runden, ummauerten Fläche.
Besonders ausdrucksstark ist der Kontrast zwischen dem jugendlichen, fast jungenhaft schmalen Körper und dem zerfurchten, gezeichneten Gesicht des Mannes. Die Plastik zeichnet sich durch einen insgesamt naturalistischen Gesamteindruck aus; einige Details weisen jedoch eine expressionistische Anmutung auf: Die Haare sind sehr geschwungen so als deuten sie eine innere Bewegtheit der Figur an. Auch die Oberfläche zeigt bei genauerem Hinsehen keine glatte Ausgestaltung, sondern lässt das "Gemachtsein" deutlich erkennen.
Zum Standort:
Bei dem Ehrenfriedhof handelt es sich um eine Kriegsgräberanlage.
Auf diesem Friedhof wird den im Ersten Weltkrieg zu Tode gekommenen Mülheimer Bürgern gedacht. Seit 1988 steht dieser Friedhof mit 690 Gräbern unter Denkmalschutz.
Die Gräber sind dem Waldbestand entsprechend angepasst und nicht wie sonst häufig, geometrisch angelegt. Eine individuelle Vielfalt an Grabmalen bestimmt das Erscheinungsbild dieser Kriegsgräberanlage, insbesondere die überlebensgroße Plastik des Mülheimer Künstlers Hermann Lickfeld.
„Die Figur des Zusammenbrechenden stellt einen ausgezehrten Mann dar, den Körper nach vorn gebeugt und den Kopf zur Brust abgesenkt. Der erlöschende Blick ist zum Boden gerichtet und im Moment des Niedersinkens scheint die Gestalt nur noch von einer fremden Kraft gehalten. Diese Arbeit beschreibt den Übergang vom Leben zum Tod in einem Stadium zwischen noch aktivem Stehen und Fallen.“ (Bauer 2006, S. 13)
Links
[1] https://geo.muelheim-ruhr.de/kunst/lickfeld_hermann/789517
[2] http://www.bildindex.de/document/obj20751238?part=0&medium=mi07388b10
[3] https://www.bildindex.de/document/obj20751238?part=0&medium=mi07388b10
[4] tel:+492084554105
[5] mailto:Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de