Diese skulpturale Arbeit wird zur Gruppe der "Vegetativen Formen" gezählt, die Prasse hauptsächlich in den 1960er Jahren schuf.
Bei der Ausführung hier handelt es sich um eine Abwandlung als Großfigur der "Vegetativen Form" (auch alternativ: "Schwebende Form") aus dem Jahr 1964.
Der Titel "Gewicht und Gegengewicht" nimmt ein zentrales bildhauerisches Thema auf: Die Gliederung der Masse.
Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Für die Außenanlagen der neu errichteten Volkshochschule erwarb die Stadt Mülheim an der Ruhr 1979 die hochaufragende Aluminiumplastik "Bewegung/Gegenbewegung" des Mülheimer Künstlers Karl Prasse. Aufgestellt an der linken Flanke der großzügigen Freitreppe, die von der Bergstraße zum Haupteingang der Bildungseinrichtung führt, setzt die Skulptur für die Besucher*innen einen weithin sichtbaren Akzent. Ihr raumgreifendes Volumen bildet einen interessanten Widerpart zur geometrischen Strenge des mehrstöckigen, die Horizontale betonenden Gebäudes des Essener Architekten Dietmar Teich. Die übereinandergeschichteten amorphen Formen vermitteln zwischen der VHS und angrenzender Natur am Kassenberg.
Mit ihrer stark durchgearbeiteten, handgeformten Oberfläche gehört die Plastik zur Werkgruppe der "Vegetativen Formen", die der Künstler nach seiner Abkehr von der figurativen Plastik in den frühen 1960er-Jahren fertigte. Ihre vertikale Ausrichtung lässt an einen sprießenden Pflanzentrieb denken, dessen Wachstum jedoch nicht homogen verläuft: Ausladende Partien wechseln mehrfach ihre Richtung und werden von schmaleren abgelöst. Organische Formen durchdringen scharf konturierte Abschnitte.
Trotz des zunächst fragilen Eindrucks fügen sich die einzelnen Kompartimente zu einem sorgsam austarierten, von Bewegung und Gegenbewegung bestimmten stabilen Gesamtgefüge. Raum und Umraum treten in einen spannungsreichen Dialog. Bei der Realisierung der Großplastik konnte Prasse auf die im Jahr 1961 entstandene Kleinplastik "Schwebende Form" oder auch "Vegetative Form" zurückgreifen. Die dynamischen Formen, die sich in der Höhe aber auch in der Breite ausdehnen, dienen dem Künstler als Symbole einer schöpferisch-progressiven Energie. Eine Thematik, die das Konzept einer Volkshochschule als „Bildungseinrichtung für Alle“ sinnbildhaft verdeutlicht. — SCHO
Links
[1] https://geo.muelheim-ruhr.de/kunst/prasse_karl/736165
[2] https://www.duisburger-sezession.de/mitglieder/karl-prasse/
[3] https://www.kunstverein-wunstorf.de/fileadmin/user_upload/karlprasse_dorothea-minderop.pdf
[4] https://www.nrz.de/staedte/muelheim/acht-muelheimer-kunstwerke-werden-aufgemoebelt-id216748407.html
[5] tel:+492084554105
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