Akrobaten

Dieses Werk ist frei zugänglich.
Künstler: 

Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.

Auf einem Betonsockel umspielen sechs rauten- und ellipsenförmige Elemente eine große, wellenartige Form. Von vorn betrachtet wirken die Elemente trotz ihrer Wölbungen flächig. Alles erscheint bewegt und dynamisch, aber nicht fragil, sondern ausgewogen und in Balance. Beim Blick von der Seite fällt die starke Wölbung der einzelnen Teile auf. Die Akrobaten sind in Bewegung. Die blank polierte Bronze wirkt wie aufgeblasen, wie ein Ballon, der nach oben steigt. Die leichte Anmutung steht dabei im Widerspruch zur tatsächlichen Schwere und Starre des Materials. Die Balance, das Austarieren der Massen, ist ein zentrales Thema im Œuvre von Lajos Barta. 
Schon in den 1940er-Jahren befasste sich der Künstler mit diesem Thema; erste figurative Akrobaten-Plastiken entstanden in Auseinandersetzung mit den Arbeiten der Künstlergruppe Abstraction-Création, zu der unter anderem Alexander Calder, László Moholy-Nagy, Hans Arp und Constantin Brancusi zählten. Die stetige Beschäftigung mit dem Sujet veranschaulichen zahlreiche Kleinplastiken und Zeichnungen bis in die 1970er-Jahre. Das Plakat zur ersten deutschen Museumsausstellung "Lajos Barta. Plastiken und Zeichnungen aus dem Jahr 1970" zeigt prominent eine Gipsversion der Akrobaten, die drei Jahre zuvor entstanden ist. Bei der Mülheimer Plastik handelt es sich um eine Vergrößerung dieser Arbeit. Im Rahmen eines Kunst am Bau-Auftrags wurde das Objekt unter Anleitung des Künstlers aufgestellt; aufgrund der begrenzten Mittel in der Ausführung jedoch etwas kleiner als ursprünglich geplant. Nun turnen die Akrobaten bereits seit mehr als vierzig Jahren am Rande des Schulhofs. 
Zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum, unter anderem in Köln, Bonn und Siegen, halten die Erinnerung an diesen bedeutenden europäischen Künstler wach. Die Akrobaten an der Otto-Pankok-Schule sind ein Schlüssel zu Bartas gesamtem Schaffen. Er selbst fasste im Rahmen der Aufstellungsarbeiten die Essenz des Werkes – augenzwinkernd – in einem Reim zusammen: „Am schönsten ist das Gleichgewicht, kurz bevor’s zusammenbricht.“ — BW 
 

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Stadtteil: 
Innenstadt
Standort: 
Otto-Pankok-Schule, Schulhof vor dem Haupteingang, Von-Bock-Str. 81, 45468 Mülheim an der Ruhr
Jahr: 
1980
Material und Technik: 
Bronze
Höhe: 
1, 97 m
Breite: 
0,90 m
Tiefe: 
0,70 m
Literatur
  • NRZ, 23.07.1983.
  • Kunst am Bau, Kunst im öffentlichen Raum 1980-1985, hrsg. von MLS (=Schriftenreihe des Ministers für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes NRW, 19), S. 116.
  • Winkler, Ulrich: Lajos Barta. Emigration, Ostfildern 2015, S. 168-177. insbes. zu "Akrobaten" S. 177.
  • „Akrobaten“ spielen mit auf dem Schulhof, WAZ, 03.06.2016.
  • Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Werkbeschreibung: 

Betonsockel 73 x 160 x 177 cm

 

Seit Herbst 2019 erstrahlt die Bronze-Plastik „Akrobaten“ von Lajos Barta auf dem Schulhof der Otto-Pankok-Schule an der Von-Bock-Straße 81 in neuem Glanz: Die witterungsbedingten Kalk- und Korrosionsspuren konnten reduziert sowie Verunreinigungen entfernt werden. 2021 ,turnen‘ die Elemente der Bronze-Plastik bereits seit vierzig Jahren am Rande des Schulhofs.

 

Auf einem Betonsockel umspielen sechs rauten- und ellipsenförmige Elemente mit konkaven, nach innen gewölbten Flächen eine große, wellenartige Form. Bei frontaler Betrachtung wirken die Elemente trotz ihrer Wölbungen flächig. Der Titel „Akrobaten“ führt die Assoziationen bei der Betrachtung weiter: Das größte Element im oberen Drittel erinnert an einen Kopf, die Wellen-Form darunter an einen ausgestreckten Arm. Alles wirkt bewegt und dynamisch, aber nicht fragil, sondern ausgewogen und in Balance.

Beim Blick von der Seite fällt die tiefe Wölbung der einzelnen Teile auf. Der Eindruck einer fein austarierten Balance wird in dieser Ansicht noch verstärkt.

Die „Akrobaten“ zeigen Bewegung. Die blank polierte, gewölbte Bronze wirkt wie aufgeblasen, leicht wie ein Ballon, der nach oben steigt – und bildet so einen Widerspruch zwischen formal leichter Anmutung und tatsächlicher Schwere und Starre des Materials. Das Thema der Balance, des Austarierens der dargestellten Massen ist ein zentrales Thema im künstlerischen Œuvre Lajos Bartas.

 

Der 1899 in Budapest geborene Bildhauer hat sich schon in den 1940er Jahren mit diesem Thema befasst; erste figurative Akrobaten-Plastiken entstehen in Auseinandersetzung mit der Künstlergruppe „Abstraction – Création“, zu denen unter anderem Alexander Calder, Lázló Moholy-Nagy, Hans Arp und Constantin Brancusi zählten. Die andauernde Beschäftigung mit dem Sujet der Akrobatik veranschaulichen zahlreiche Klein-Plastiken und Zeichnungen bis in die 1970er Jahre. Das Plakat zur ersten Museums-Ausstellung in Deutschland „Lajos Barta. Plastiken und Zeichnungen“ aus dem Jahr 1970 zeigt die Gips-Plastik der „Akrobaten“, die drei Jahre zuvor entstand. Die Mülheimer Plastik stellt eine Vergrößerung dieser Arbeit dar. Im Rahmen eines „Kunst am Bau“-Auftrags wurde das Objekt unter Anleitung des Künstlers aufgestellt – aufgrund der begrenzten Mittel in der Ausführung etwas kleiner als ursprünglich geplant.

 

Bartas Leben war massiv geprägt durch die politischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert: Er erlebte Verfolgung und Repression durch die Nationalsozialisten, später dann durch das sozialistische Regime in Ungarn. Reisen führten ihn wiederholt nach Italien, Frankreich und Deutschland. Ab 1965 fand er sein Zuhause im Rheinland. Er verstarb am 13. Mai 1986 in Köln. Zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum, u.a. in Köln, Bonn und Siegen wie auch das Werk in Mülheim an der Ruhr halten die Erinnerung an diesen bedeutenden europäischen Künstler wach.

 

Die „Akrobaten“ an der Otto-Pankok-Schule sind ein Schlüssel zu Bartas gesamtem Schaffen. Er selbst fasste im Rahmen der Aufstellungsarbeiten die Essenz des Werkes – mit einem Augenzwinkern – in einem Reim zusammen: „Am schönsten ist das Gleichgewicht, kurz bevor’s zusammenbricht.“

 

Barbara Walter

Der Text erschien im Rahmen der Reihe "Im Blick" des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr im Februar 2020. 

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Kontakt

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der Ruhr
Barbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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