Ehra mit Ball
Ein Mädchen mit einem bodenlangen, langärmeligen Kleid hält einen kleinen Ball in ihren Händen. Um den Hals trägt sie mehrer Ketten mit großen Perlen. Ihren Kopf mit einer wuscheligen Kurzhaarfrisur und rundlichen "Pausbacken" reckt sie leicht nach oben. Der Blick ist unbestimmt in die Ferne gerichtet. Die Figur erweckt insgesamt ein verträumt-unschudigen, verspielten Eindruck.
Bei dem dargestellten Mädchen handelt es sich um Ehra, ein Roma-Mädchen, das Pankok in den 1930er Jahren Modell gestanden hat. Ehra wurde während des Dritten Reiches im Düsseldorfer Lager am Höherweg in Lierenfeld interniert und 1940 in ein Konzentrationslager deportiert.
Die Anmutung des Werkes - auf der primären, vorikonographischen Ebene (nach Panofsky) - steht in deutlichem Kontrast zu seiner Bedeutung - auf der sekundären und tertiären Interpretationsebene.
Die Grausamkeit und Brutalität der Nationalsozialisten wird an Beispiel des Mädchens Ehra einmal mehr deutlich. Das "Mädchen mit Ball" ist zugleich ein Mahnmal für die Opfer der Nazidiktatur.
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 19. 09. 1981.
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 30. 05. 1983.
- Schenk, Lis: Ehra oder „Die Angst bleibt immer“, in: neues rheinland, 11 / 2000, S. 4-5.
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 09. 12. 2003.
- Pankok, Jobst Moritz: Otto Pankok. Wahlverwandschaften und Freundschaften in liebloser Zeit, in: AK: Die geistige Emigration. Arthur Kaufmann, Otto Pankok und ihre Künstlernetzwerke, Bielefeld 2008, S. 22–28.
- Roepstorff, Jens: Die Ächtung und Verfolgung von Künstlern im Nationalsozialismus am Beispiel von Otto Pankok, in: AK: Die geistige Emigration. Arthur Kaufmann, Otto Pankok und ihre Künstlernetzwerke, Bielefeld 2008, S. 22–28, S. 40–47.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Ehra_oder_Kind_mit_Ball (Abruf: 20.06.2020).
- Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
„Ach, Freunde, wohin seid ihr verweht, wo seid ihr zertreten, in welche Gruben haben euch schutzlose Kinder die Würger verscharrt wie Dreck? Man zerrte sie fort in die Todeslager und die östlichen Schlachthäuser. Wir hörten die Kinder schreien und die Mütter schluchzen unter den Peitschen der braunen Henker. Noch bevor die Synagogen aufloderten, waren die Zigeunerfamilien hinter den Gittern des Stacheldrahtes zusammengepfercht, um später das jüdische Schicksal in den Todeslagern des Ostens zu teilen.“
(Vorwort Pankoks zu „Zigeuner“, 1947)
Ein plastisches Genrebild eines Mädchens, das voller Vertrauen, Zuversicht und Neugier schaut; mit dieser Plastik hat der Bildhauer an sein Schaffen der Vorkriegszeit angeknüpft, und zwar auf den Themenkreis Kinder armer Menschen, die überwiegend portraittreu dargestellt sind. (Baleka)
Ein Abguss der 1955 von Pankok geschaffenen Bronzefigur ist als Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma ist in Düsseldorf am Alten Hafen in der Nähe der Rheinuferpromenade aufgestellt. Eine Steinplatte neben der Figur trägt folgende Inschrift: „Internierungslager Höherweg 1937".
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Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der RuhrBarbara Walter
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