Farbgestaltung

Brücke über Dickswall
Dieses Werk ist frei zugänglich.
Künstler: 

"Stege überm Dickswall sollen farbig werden." Im Januar 1978 wurden die Mülheimer*innen in der Tagespresse aufgerufen, ihr Votum über die künstlerische Gestaltung der drei Betongussbrücken rund um das vier Jahre zuvor fertiggestellte City Center abzugeben. Diese Form der Bürgerbeteiligung war ein Novum bei den Entscheidungsprozessen für Kunst am Bau-Projekte in Mülheim an der Ruhr.

Mit seinem siegreichen Entwurf wollte Brands die Gleichförmigkeit des Betons aufheben und zugleich Orientierungshilfen für Passant*innen geben. Dazu hat er die Außenseiten der Brücken jeweils mit regelmäßigen Farb-Form-Mustern versehen.

Die Dickswall-Brücke ist die prominenteste des Ensembles dreier Brücken und führt von einem Nebenausgang des heutgen FORUMs über den viersprurigen Dickswall zum Kaiserplatz. Die Bocksbergbrücke führt ebenfalls über den Dickswall; eine weitere Brücke führt über den Tourainer Ring.

Unterschiedlich breite, wellenförmige Streifen in den Grundfarben Gelb, Rot und Blau strukturieren die Fläche. Richtung Kaiserplatz wird der Abstand zwischen den Formen immer größer. Sie neigen sich jeweils nach rechts, wodurch eine "Leserichtung" angedeutet wird. Die Formen scheinen die nicht sichtbaren Bewegungen der Passant*innen, die über die Brücke gehen, nachzuzeichnen.

Die Farbgestaltungen bilden bis heute einen Kontrapunkt zur formstrengen Architektur rund um den Hans-Böckler-Platz. Sie fordern dazu auf, die Formen weiterzudenken. -- BW

Stadtteil: 
Innenstadt
Standort: 
Dickswall; Nähe Kreuzung Dickswall/Eppinghofer Straße/Leineweberstraße/Kaiserstraße, 45468 Mülheim an der Ruhr
Jahr: 
1978/79
Material und Technik: 
Acrylfarbe
Höhe: 
ca. 2 m
Breite: 
ca. 20 m
Literatur
  • Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 28. 01. 1978
  • Neue Ruhr Zeitung, 13. 06. 1979
  • Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 13. 06. 1979
  • Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Werkbeschreibung: 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines Projektes der Young Art Experts-AG des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr, Text: Johannes H., YAE, 2013.

Die Brücke führt vom Mülheimer FORUM über die daneben liegende Straße Dickswall. Sie befindet sich in der Nähe der Kreuzung von Dickswall, Eppinghofer Straße, Leineweberstraße und Kaiserstraße. Die Brücke ist etwa 20 Meter lang – wenn die Treppenabgänge mitgerechnet werden – und etwa 2 Meter breit. Sie führt in einer Höhe von ca. 6 Metern über den Dickswall. Die Brücke ist für jedermann nutzbar und begehbar. Das erwartbare Publikum des Kunstwerks sind die Bewohner der Innenstadt oder des FORUMs sowie alle Menschen, die sich an der Kreuzung bewegen und beispielsweise zur Haltestelle am Kaiserplatz oder von dort zum Hauptbahnhof wollen.
Die Brücke ist aus Beton gefertigt und hat eine glatte, graue Oberfläche. Will Brands versah die Brücke im Jahr 1979 mit der Farbgestaltung. Eigentümerin der Brücke und der dazugehörigen Farbgestaltung ist die Stadt Mülheim an der Ruhr.
Die Farbgestaltung besteht aus wellenförmigen, leicht nach rechts geneigten Formen. Sie befinden sich auf beiden, zur Straße liegenden Außenseiten der Brücke. Die Neigung der Formen nach rechts deutet auf eine „Lesbarkeit“ des Kunstwerks von links nach rechts hin. Es fällt auf, dass sich tatsächlich ein Rhythmus der Formen erkennen lässt, der jedoch von links und rechts auf die Mitte hin zuläuft. Brands verwendet hier nur die drei Grundfarben rot, blau und gelb. Die gelben Formen sind alle wesentlich breiter als die roten und blauen. Diese beiden sind immer gleich in ihrer Breite.
In der Umgebung der Brücke sind Hochhäuser sowie einige kleinere Mehrfamilienhäuser zu erkennen. Das Material Beton, aus dem die Brücke gestaltet ist, findet sich auch in der Umgebung sowohl in der Architektur als auch im Bodenbelag wieder. In der Nähe der Brücke findet man die übliche Stadtbepflanzung in Betonkübeln – Büsche und kleine Bäume. Die drei Grundfarben tauchen in dieser reinen Form in der Umgebung nicht auf und stechen somit aus der Umgebung heraus. Sie erinnern an einen bunten, sich bewegenden Zebrastreifen.
Wenn man vor dem Kunstwerk steht, nimmt man die Motorengeräusche der vorbeifahrenden Autos sowie die Unterhaltungen der vorbeigehenden Menschen wahr. Manchmal spürt man einen Windzug und riecht auch Abgase.
Im Laufe der Zeit hat sich das Kunstwerk verändert. An einigen Stellen sind Streifen von Regen und Moos oder Dreck erkennbar. Dazu finden sich kleinere Tags und Aufkleber. Im Ganzen ist es aber noch gut erhalten.
Die Brücke sowie ihre Farbgestaltung ist von der Straße und auch von der Kreuzung aus zusehen. Es ist egal, ob man motorisiert oder zu Fuß unterwegs ist. Die Brücke kann aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Nur wenn man auf der Brücke selbst steht, kann man die Farbgestaltung schwer erkennen.
Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen die Brücke nutzen, aber kaum oder gar nicht auf die Farbgestaltung achten.

Der Künstler Will Brands wurde 1945 in Mülheim an der Ruhr geboren. 1959 begann er eine Lehre in Essen und schloss sie im Jahr 1962 ab. Für eine zeitlang arbeitete Brands bei Werbeagenturen. Er lebte in Berlin und München. Zudem arbeitete er in Moskau, Stockholm und St. Petersburg. Seit 1991 lebt er mit seiner Frau in Ostholstein.
Alle weiteren Werke des Künstlers zeichnen sich durch eine große Naturverbundenheit aus. Brands beschäftigten in seinen Werken auch die vier Elemente.
Die Verbindung des Künstlers zur Stadt Mülheim ist offensichtlich: Er ist hier geboren und aufgewachsen. Er war auch in Ausstellungen in Mülheim, sowie in weiteren Orten der Region, wie Herne und Gelsenkirchen, vertreten.
Brands hat zwei weitere Brücken im Mülheimer Stadtgebiet mit Farbgestaltungen versehen.

 

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Kontakt

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der Ruhr
Barbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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