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Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.

Das Eselchen auf dem Styrumer Marktplatz, der Reiherbrunnen an der Bachstraße in der Innenstadt oder Mein Bruder Irgendwo als Teil des Ehrenmals neben der Klostermarktschule in Saarn: Bronzene Werke des Bildhauers Herbert Kühn finden sich im gesamten Stadtgebiet. 
In Zusammenarbeit mit den Krefelder Edelstahlwerken setzte sich der Künstler ab den 1960er-Jahren zudem intensiv mit dem Gestaltungspotenzial des industriellen Werkstoffs Edelstahl auseinander: Neben dem Eingang zum Friedrich-Wennmann-Bad steht vor einer Betonwand eine abstrakte Metallplastik. Über einem Betonsockel sind drei nach außen gewölbte Scheiben aus Edelstahl übereinander auf einen Ring montiert. Die Flächen der Kreise sind mit konzentrischen Linien gefüllt, die an Jahresringe eines Baumes erinnern. Seine Wirkung entfaltet das Werk vor allem im Zusammenspiel mit der Architektur des Schwimmbads. Die überlappende, von hinten nach vorn gestaffelte Anordnung erweckt den Eindruck, als würden die Scheiben schweben. 
Ein Foto aus der Aufstellungszeit zeigt, dass die Plastik ursprünglich von einer dunkel gestrichenen Wand hinterfangen wurde. Dementsprechend war der Kontrast zwischen dem reflektierenden Edelstahl und dem Hintergrund viel stärker als heute. Ring, Kreis und Viereck bilden die Grundformen des streng geometrischen Werks. Die leeren Flächen laden zum Weiterdenken und gedanklichen Weiterbauen des Kunstwerks ein. Für Kühn galt Stahl als „kreatives Element“. Ihn faszinierte insbesondere die enge Verknüpfung zwischen dem Handwerk, das seiner Meinung nach aller Kunst vorausgehen müsse und der Verwendung als künstlerischem Material. Es entstanden zahlreiche Edelstahlplastiken – auch für Mülheim: Für das Wasserspiel (1968) im Park der Seniorenwohnanlage an der Gleiwitzer Straße / Ecke Gracht wurden sieben Ellipsen aus Edelstahlrohren ineinandergeschoben und verschweißt. Sie erinnern an das Modell eines Atomkerns mit den Umlaufbahnen der Neutronen. Heute hat sich die Natur das nicht mehr betriebene Kunstwerk erobert: In dessen Mitte wächst ein Baum, der eine enge Symbiose mit dem Edelstahl eingegangen ist. — BW