Sitzender Torso

Dieses Werk ist frei zugänglich.
Künstler: 

Auf einem quaderförmigen Sockel sitzt ein nach vorn gebeugter Torso. Hals, Arme und Beine sind nur angedeutet. 
Die Figur lässt die menschliche Körperform erahnen, ist jedoch auf Linien und geometrische Grundformen reduziert. 
Bögen und Flächen scheinen das Körpervolumen zu bilden. Eine Bewegung wird durch die Körperhaltung angedeutet. Es bleibt unklar, ob es der Moment des Hinsetzens oder des Aufstehens ist. In jedem Fall wird eine stillgestellte, "eingefrorene" Bewegung gezeigt.

"Das Thema der ersten Plastiken von Karl Prasse, die Ende der 50er Jahre entstehen, ist die Darstellung des Menschen. Damit greift Prasse das Thema der klassischen Bildhauerei auf, zu deren höchster Aufgabe - zumindest seit der Aufklärung - die Darstellung des Menschen gehört. Prasse geht es jedoch nicht um die naturgetreue Abbildung [...] eines bestimmten Individuums, sondern er begreift den menschlichen Körper als ein Formgefüge, das nach einer einheitlichen Form drängt. Stark vereinfachend reduziert er die Vielfalt der Formen auf eine geschlossene, fast blockhafte Gestalt, die zunehmend abstrakter wird. [...] 

Die einzelnen Körperpartien entstehen nicht mehr linear, sondern durch ein sanftes An- und Abschwellen der Masse, das organische Ineinandergleiten der einzelnen Körperpartien, die im Fluß der Gesamtform integriert sind. Indem der Künstler sich von dem Zwang, den Menschen in seiner Gesamtheit abzubilden, befreit, gelingt es ihm, im Torso eine Formeinheit zu schaffen, die das Abbild zum Sinnbild verwandelt." 

Karin Stempel: Bemerkungen zur Ausstellung (I. Figurative Formen), aus: AK: Karl Prasse. Retrospektive des bildhauerischen Werks, (21.2.-10.4.1983: Skulpturenmuseum Glaskasten Marl/ 16.4.-22.5.1983: Städtisches Museum Mülheim an der Ruhr), 1983, S. 5-6.

Stadtteil: 
Broich
Standort: 
Prinzeß-Luise-Str. 103-118; vor dem Haus Nr. 109., 45479 Mülheim an der Ruhr
Jahr: 
1960
Material und Technik: 
Aluminium
Höhe: 
ca. 1,50 m (Figur)
Literatur
  • AK: Karl Prasse, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl und Städtisches Museum, Mülheim an der Ruhr, 1983, Texte: Uwe Rüth und Karin Stempel.
  • Neue Ruhr Zeitung, 16. 04. 1983
  • Neue Ruhr Zeitung, 22. 03. 1986
  • Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Werkbeschreibung: 

Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.

In einer kleinen Parkanlage vor dem mehrteiligen Wohnkomplex an der Prinzeß-Luise-Straße 103–113 ruht auf einem Steinsockel ein weiblicher Torso des Bildhauers Karl Prasse. Für seine erste bildhauerische Arbeit im öffentlichen Raum diente dem Künstler zunächst der menschliche Körper als Orientierung. Dieser bot ihm ein „Konglomerat von Formen“, das er mit den Mitteln der Reduktion zu einer Formeinheit verschmelzen konnte. Auf die Wiedergabe des Kopfes und der unteren Extremitäten verzichtend, hat der Bildhauer die Formen des weiblichen Körpers zu einem Gesamtvolumen verdichtet, das durch eine elegante Abfolge von konkaven und konvexen Formen charakterisiert ist. Bei aller Abstraktion ist die Nähe zum menschlichen Körper jedoch noch deutlich nachvollziehbar. Die Dynamik der Linienführung mit ihrem bisweilen scharfkantigen Richtungswechsel scheint einen Bewegungsablauf, ein Sich-Erheben oder Sich-Setzen anzudeuten.
Der "Sitzende Torso" ist ein Schlüsselwerk im Œuvre des Künstlers, handelt es sich doch um eine der letzten figurativen Arbeiten, die Karl Prasse realisierte, bevor er sich in den 1960er-Jahren immer weiter von einer Bindung an den menschlichen Körper emanzipierte und den freieren Formen zuwandte. Wie bei den meisten seiner Großplastiken hat der Künstler die endgültige Silhouette zunächst in einer Serie von Kleinplastiken vorbereitet. Für den Sohn eines Zimmermanns war für diesen Prozess der Formfindung zunächst Holz der Werkstoff der Wahl. Das natürlich organische Material war ihm jedoch nur Mittel zum Zweck. So machte er immer wieder deutlich: „Der Guss ist das eigentliche Kunstwerk. Ich denke in Metall“.
Das Thema „Torso“ konnte der Künstler in Mülheim ein weiteres Mal im öffentlichen Raum bearbeiten. Für den von Aribert Riege geschaffenen Altenwohnkomplex Am Scharpenberg realisierte Prasse – basierend auf einem älteren Entwurf – im Jahr 1976 einen "Liegenden Torso", der zwischen Haupteingang und Kapelle aufgestellt wurde. — SCHO
 

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Kontakt

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der Ruhr
Barbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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