Bogenschütze

Dieses Werk ist frei zugänglich.
Künstler: 

Auf einem Würfel sitzt ein nackter, muskulöser Mann. Das rechte Bein ist angewinkelt aufgestellt, das linke angewinkelt und leicht gesenkt. In seiner linken Hand hielt er einen Bogen, worauf die Handhaltung noch hindeutet. Der Bogen wurde - als sog. "Metallspende des deutschen Volkes" - während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen. Die Oberflächengestaltung erscheint weich. Die einzelnen Körperteile wirken massiv und kantig.

Die Plastik stand ursprünglich am Goetheplatz (1937 - 1942).

Die Idee zur Plastik entwickelte Hermann Lickfeld aus Eckermanns Gespräch mit Goethe am 1. 5. 1825: Eckermann überraschte Goethe bei seinem Versuch mit dem Bogen zu schießen und vermerkte über den damals 75jährigen Goethe: "Er stand da wie ein Apoll mit unverwüstlicher innerer Jugend."

Aus diesem Grund entstand der ursprüngliche Standort "Goetheplatz" und die Plastik wurde als "Apoll" bezeichnet.

Während des Zweiten Weltkriegs (1942) wurde sie zum Einschmelzen bestimmt und zur Verschrottung nach Hamburg gebracht. Zum Einschmelzen kam es nicht, jedoch nahm das Kunstwerk bei Transport und Lagerung Schaden: Der Bogen wurde dabei abgebrochen.

Im Jahr 1949 wurde der Bogenschütze gefunden und 1950 wieder aufgestellt. Auf einen neuen Bogen wurde jedoch bei der Neuaufstellung verzichtet. Die Skulptur erhielt nacheinander zwei Standorte im Luisental, erkennbar an den unterschiedlich hohen Sockeln, bevor sie 2012 den aktuellen Standort fand.

Im Jahr 2011 wurde die Plastik von sog. "Metalldieben" gestohlen, teils stark beschädigt - ein Arm und Teile des Kopfes wurden herausgesägt. Einige Monate später wurde die Skulptur durch Zufall von einem Passanten in einem Waldstück (Auberg) gefunden. Nachdem wenig später in einem See die fehlenden Elemente gefunden wurden, konnte der Bogenschütze nach umfassenden Restaurierungsarbeiten im Mai 2012 wieder in den Ruhranlagen aufgestellt werden. Er steht jetzt etwas versteckter und näher an den Wohnanlagen.
 

Stadtteil: 
Innenstadt
Standort: 
Ruhranlagen, MH-Innenstadt, Luisental, Wiese gegenüber Wasserbahnhof, 45468 Mülheim an der Ruhr
Jahr: 
1937
Material und Technik: 
Bronze
Höhe: 
Höhe 1,67 m inkl. Plinte (Betonsockel 0,10 m)
Breite: 
0,68 m
Tiefe: 
1,08 m
Literatur
  • Heimatkalender 1944, S. 148 (Abb.).
  • Heimatkalender 1950, S. 64 (Abb.).
  • Ruhr Nachrichten 11. 6. 1957.
  • Westdeutsche Allgemeine Zeitung 17. 5. 1963.
  • Mülheimer Jahrbuch 1972, Mülheim an der Ruhr, 1971, S. 20 (Abb.).
  • Westdeutsche Allgemeine Zeitung 19. 7. 1980
  • Krapp, Franz Rolf: Kunst kann nicht gedeihen ohne Widerhall, in: Mülheimer Jahrbuch 1986, Mülheim an der Ruhr 1985, S. 84 – 96.
  • Traub, Hartmut: Er ist wieder da – aber wie?, in: WAZ 14. 05. 2011,
  • WAZ, 09.05.2011 (https://www.waz.de/staedte/muelheim/bogenschuetze-ohne-gesicht-am-auberg-in-muelheim-gefunden-id4626477.html) (Abruf: 24.04.2020).
  • Mülheimer Woche, 20. Juni 2012, darin: Dr. Kai Rawe, Mülheimer Zeitzeichen, 3. Juni 1938, Der Bogenschütze ist wieder da
  • Ribbrock, Gerhard: Der Bogenschütze vom Luisental, in: Mülheimer Jahrbuch 2013, Mülheim an der Ruhr 2012, S. 84 – 87.
  • Neue Ruhr Zeitung, 27. 04. 2013.
  • Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Werkbeschreibung: 

Dieser Text entstand im Jahr 2013 im Rahmen eines Projektes der Young Art Experts-AG des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr, Text: Hannah Ma., Hannah Mo., Katharina S., Jil S., Johannes H., Mandy H., Stefan H.

Die Bronzeplastik "Der Bogenschütze" des Bildhauers Hermann Lickfeld gehört zu den älteren Werken der Kunst im öffentlichen Raum in Mülheim an der Ruhr. Sie entstand im Jahr 1937 und steht heute auf einer Wiese an der Ruhr zwischen Haus Ruhrnatur und der Schleuse. Sie steht etwas abseits zum Weg und fällt zwischen den Bäumen eher zufällig in den Blick.
Die gesamte Plastik steht auf einem schmalen, ca. 10 cm hohen Betonsockel. Das Kunstwerk selbst hat mit der Plinte eine Höhe von 167 cm; es ist 68 cm breit und ca. 108 cm tief.

Beim ersten Hinschauen fallen die eigenartigen Proportionen der männlichen Figur ins Auge: Ein im Verhältnis zum Körper übergroßer Kopf sitzt auf sehr schmalen Schultern und einem sehr schmalen Rumpf. Der Schütze hat ein Bein zum Knien gebeugt; auf das andere stützt er den den Bogen führenden Arm. Es fällt auch sofort auf, dass er nach unten zu blicken scheint oder die Augen geschlossen hat.

Das Kunstwerk steht in keinem Bezug zu der Architektur in der Umgebung, da die nächst gelegenen Wohnhäuser sehr weit entfernt oder durch Bäume verdeckt sind. In direkter Nähe gibt es auch nur Natur und keine Architektur. Es fällt aber auf, dass das Grün der Patina, die sich über Jahre auf der Bronzeplastik gebildet hat, farblich sehr gut mit der sie umgebenden Grüne harmoniert.

Bei der Betrachtung des Kunstwerks fallen als Umgebungsgeräusche der Wind in den Bäumen, aber vor allem die Motorengeräusche der auf der Ruhr vorbeifahrenden Schiffe auf. Man riecht auch immer wieder die Dieselabgase der Schiffsmotoren...

Das erwartbare Publikum dieses Kunstwerks sind Spaziergänger, Sporttreibende wie beispielsweise Jogger oder Radfahrer sowie Erholungssuchende im Allgemeinen.
Offensichtliche Veränderungen und Spuren äußerlicher Einwirkungen sind zum einen die schon erwähnte Patina. Zum anderen blanke Stellen am Unterarm sowie am Penis der Figur, die auf Polieren durch häufige Berührungen hindeuten. Darüber hinaus findet man Spuren von Reparaturarbeiten.

Der ideale Punkt, von dem aus das Kunstwerk betrachtet werden sollte, ist ein gedachter Punkt am Wegesrand zwischen den Bäumen. Durch die leicht schräge Aufstellung kann man die Figur sowohl von der Seite als auch frontal betrachten.

Auch wenn die Figur in Mülheim immer als Bogenschütze bekannt ist, ist das vor Ort doch nicht sofort ersichtlich, denn Pfeil und Bogen fehlen. Bei Betrachtung der Körperhaltung fällt jedoch auf, dass ein bestimmter, vielleicht der alles entscheidende Moment beim Bogenschießen gezeigt ist: Es ist der Moment des Sammelns, der Moment der maximalen Konzentration kurz vor dem Spannen, Zielen und Abschißen des Bogens.
Allgemein fällt neben den ungleichen Proportionen auf, dass Haare, Gesicht, Oberkörper sowie Fuß- und Fingernägel ganz flächig geformt und nicht genauer ausgearbeitet sind. Es lässt sich also eine gewisse Tendenz zu Idealisierung und Abstraktion feststellen.

Der Bildhauer Hermann Lickfeld wurde 1898 in Oberhausen geboren. Den Beruf des Bildhauers hat er nicht sofort ausgeübt, denn er arbeitete ca. 10 Jahre als Dreher bei der der Firma Thyssen. Von 1922 an studierte er an der Essener Folkwang Hochschule; später auch an der Kunstakademie in München. Lickfeld lebte und arbeitet einige Jahre in Mülheim. Weitere Werke des Künstlers befinden sich auf dem Friedhof im Mülheimer Stadtteil Uhlenhorst. In Mülheim-Speldorf befindet sich eine vom Künstler gestaltete Gedenktafel für die Toten der beiden Weltkriege.

 

Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.

Etwas abseits des Weges durch die Ruhrauen sitzt auf einem flachen Sockel ein nackter, muskulöser Mann. Das rechte Bein ist angewinkelt, das linke leicht gesenkt. In seiner linken Hand hielt er einst einen Bogen, worauf die Armhaltung noch hindeutet. Die Oberfläche der überlebensgroßen Figur erscheint glatt. Die Körperteile wirken massiv und kantig. Die Silhouette ist auf strenge Linien reduziert. 
Der "Bogenschütze", eines der ältesten Kunstwerke im öffentlichen Raum, war ursprünglich auf dem Goetheplatz (1937–1942) im Dichterviertel aufgestellt. Lickfeld hatte 1936 den Auftrag erhalten, gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Krause Vorschläge für die Neugestaltung des Platzes zu machen, der bis dato aus einem „verschlammten Teich unter Trauerweiden“ bestand. 
Die künstlerische Idee entwickelte der Bildhauer aus einer Anekdote, die in Johann Peter Eckermanns Gesprächen mit Goethe vom 1. Mai 1825 überliefert ist: Dieser trifft Goethe beim Bogenschießen und vermerkt über den damals 75-jährigen Literaten: „Er stand da wie der Apoll, mit unverwüstlicher innerer Jugend, doch alt an Körper.“ Lickfeld schuf mit dem Bogenschützen – oder Apoll – für den Goetheplatz eine Allegorie, in der der antike Held mit der Figur des Literaten verschmilzt. Apoll, Gott der Künste, der Dichtung und des Gesangs, thronte im Mittelpunkt aller auf den Goetheplatz zulaufenden Straßen. 
1942 – in Zeiten großer Rohstoffknappheit – wurde die Plastik als sogenannte „Metallspende des deutschen Volkes“ zum Einschmelzen bestimmt. Zur Zerstörung kam es jedoch nicht. Lediglich der Bogen ging verloren.
Im Jahr 1949 wurde das Kunstwerk wiedergefunden und 1950 neu aufgestellt. Auf die Anfertigung eines Ersatzbogens wurde verzichtet. Im Luisental hatte die Skulptur zwei verschiedene Standorte, bevor sie 2012 an ihren aktuellen Aufstellungsort versetzt wurde. Im Jahr 2011 wurde die Plastik im Zuge einer Serie von Metalldiebstählen entwendet und stark beschädigt – ein Arm und Teile des Kopfes wurden herausgesägt. Nach Restaurierungsarbeiten konnte der "Bogenschütze" 2012 in die Ruhranlagen zurückkehren. — BW

 

Kunstpatenschaft vergeben an: Uta Siemer

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Kontakt

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der Ruhr
Barbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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