Platzgestaltung

Brunnen- und Platzgestaltung
Dieses Werk ist frei zugänglich.
Künstler: 

Das Werk besteht aus verschiedenen Teilen: einem Brunnen, einer Gruppe unterschiedlich hoher Säulen bzw. Stelen, auf denen man teilweise sitzen kann, sowie einer monumentalen Kugel, mit einem Durchmesser von 1,60 m. Der Brunnen hat zwölf Rundstelen aus schwarzem Impala-Granit, die teilweise auf Hochglanz poliert sind. Sie sind zwischen 0,20 m und bis 3,30 m hoch. Aus den Kopfseiten der Stelen quillt Wasser heraus, das die Stelen hinunterfließt. Die Kugel besteht ebenfalls aus poliertem Granit mit einer ornamentalen Ausschmückung. Sie umgibt die Kugel wie einen Schmuckreif. Assoziationen zu einer Weltkugel mit Äquatorring werden aufgerufen. In der Kugel spiegelt sich die Stadtarchitektur.

Alle Teile werden verbunden durch ein kleinteiliges Pflaster (sog. "Kopfsteinpflaster"), das sich teppichartig in Wellen mit kleinen Hügeln und Erhebungen auf den gesamten Kreuzungsbereich erstreckt. Die einzelnen Elemente der Platzgestaltung werden auf diese Weise miteinander verbunden. Zugleich markiert die Pflasterung die Ausdehnungsfläche des Kunstwerks. An den Rändern fasert sie aus - und bildet so einen Übergang zu der übrigens Pflasterung der Schloßstraße. Die Erhebungen sowie die unterschiedliche Pflasterung wirken unmittelbar beim Darübergehen - irritieren vielleicht und laden zum Verlangsamen des Gangs ein.

Die drei Hauptbestandteile (Kugel, Stelen und Säulen) bestehen alle aus Granit. Insgesamt hat der Künstler ca. 50 Tonnen Granit in dem Kunstwerk verbaut.

Stadtteil: 
Innenstadt
Standort: 
Schloßstraße/ Kreuzung Kohlenkamp
Jahr: 
1974
Material und Technik: 
Granit (grau
Südafrika)
gehauen und poliert
Literatur
  • Rasche 1987, S. 49 u. 51 Abb.
  • Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 04. 09. 2003.
  • Neue Ruhrzeitung, 02. 10. 2009.
  • Rasche Komplex I, 2016, ohne Seitenzahl, Platzgestaltung.
  • Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.
Werkbeschreibung: 

Der folgende Text entstand im Rahmen eines Projektes zur Kunst im öffentlichen Raum der Young Art Experts-AG des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr im Jahr 2014. Text: Hannah Ma., YAE.

Dieses Kunstwerk stammt von dem Mülheimer Bildhauer Ernst Rasche. Es hat keinen Titel, deswegen wird es häufig einfach nur „Kugel“ genannt. Der Künstler selbst bezeichnet es als „begehbares Relief“. Ein Relief ist eigentlich eine künstlerische Arbeit, die aus einer geraden Fläche, wie beispielsweise einer Wand, plastisch heraus in den Raum drängt. Die Wand des Reliefs ist hier der Boden.

Das gesamte Kunstwerk besteht aus einem Brunnen und der ihn umgebenden Platzgestaltung. Es befindet sich auf der Schloßstraße an der Kreuzung mit der Straße Löhberg. Es befindet sich draußen. Im Jahr 1974 ist es errichtet worden. Das Material hat das Mannesmann Röhrenwerk gestiftet; der Eigentümer des Kunstwerks ist die Stadt Mülheim an der Ruhr.

Das Werk besteht aus drei Teilen: ein Brunnen, eine Gruppe verschieden hoher Säulen, auf denen man teilweise sitzen kann sowie der Kugel. Die drei Hauptbestandteile bestehen alle aus Granit. Insgesamt hat Ernst Rasche ca. 50 Tonnen Granit in dem Kunstwerk verbaut.

Der Brunnen besteht aus teilweise auf Hochglanz poliertem Granit. Aus den Steinen fließt das Wasser.

Die Kugel besteht ebenfalls aus poliertem Granit mit einem Muster, das die Kugel wie einen Äquator umgibt. Das Muster besteht aus runden Formen und erinnert an Blumen.
Die Kugel ist sehr schwer und lagert auf einem der Pfeiler des darunter liegenden Parkhauses. In ihrer Oberfläche spiegeln sich die umliegenden Häuser. Die Kugel strahlt Zeitlosigkeit und Beständigkeit aus – auch wenn die Häuser oder die Umgebung drumherum sich verändern: Die Kugel bleibt gleich und spiegelt immer nur das, was gerade ist.

Die Säulengruppe besteht aus hellerem Granit. Sie haben unterschiedliche Höhen, so dass Menschen verschiedener Körpergrößen sich darauf setzen können. Kinder läd dieses Werk zum Klettern ein.

Der Boden des Kunstwerks, d.h. der gesamten Platzgestaltung, besteht aus Kopfsteinpflaster, das in Wellenformen verlegt wurde. Die Bodenhöhe ist im Gegensatz zum Rest der Straßen unregelmäßig; es bilden sich Hügel. Das Bodenpflaster verbindet die einzelnen Elemente des Kunstwerks zu einem Ganzen.

Die Wirkung des Kunstwerks mit seinen drei Hauptobjekten ist facettenreich: Zuerst merkt der Betrachter vielleicht gar nicht, dass diese drei Objekte zusammengehören. Der Brunnen wirkt auf mich ruhig und friedlich. Das Plätschern des Wassers hat eine beruhigende, entspannende Wirkung. Zugleich wirkt es aber auch dynamisch durch die andauernde Bewegung. Demgegenüber strahlt die Kugel Ruhe aus. Die Säulengruppe wirkt erst einmal sehr abstrakt, wird aber durch kletternde und tobende Kinder zu einem lebendigen Teil des Kunstwerks.

Das Kunstwerk befindet sich mitten in der Mülheimer Fußgängerzone. Es ist von Wohnhäusern umgeben; im Erdgeschoss befinden sich überwiegend Geschäfte. Man hört vorbeifahrende Autos von der nahegelegenen Leineweberstraße. Zudem hört man Menschen, die vorbeigehen, lachen und reden. Erst wenn man ganz genau hinhört, nimmt man das Plätschern des Wassers wahr.

Seit dem Jahr 1974 hat sich das Kunstwerk kaum verändert. Die Säulen sind etwas dreckig geworden und im Brunnen sowie zwischen den Steinen ist etwas Moos zu finden. Verändert wurde das Werk indirekt durch die riesigen Pflanzkübel, die auf der Schloßstraße aufgestellt wurden. Der Künstler stellte fest, dass diese zu nah an seinem Werk standen. Das künstlerische Urheberrecht wurde verletzt. Auch änderte sich die Wirkung des Kunstwerks. Deshalb mussten die Kübel etwas weiter von dem Platz weggestellt werden.

Das gesamte Werk des Künstlers ist begehbar, gut sichtbar und für jeden nutzbar. Es gibt kein ideale Betrachterposition, da das Werk allansichtig ist und sich erst durch Umhergehen bzw. Durchgehen tatsächlich erschließt.

Ernst Rasche wurde 1926 in Mülheim geboren. Er musste im Zweiten Weltkrieg mitkämpfen und wurde schwer verletzt. Für kurze Zeit kam er in russische Kriegsgefangenschaft. Doch er konnte fliehen und wanderte vier Wochen zu Fuß nach Deutschland zurück.
1947 begann er sein Studium der Bildhauere an der Düsseldorfer Kunstakademie. Für seine Werke hat er zahlreiche Auszeichnungen bekommen.

Ein weiteres Werk, das sich gar nicht weit von dem Brunnen entfernt, ist ebenfalls ein Brunnen mit Platzgestaltung, der „Dröppelminna“ genannt wird.

Seit die Schlossstraße Mülheims Fußgängerzone geworden ist, ist die Kreuzung mit der Straße Kohlenkamp auf ganz besondere Weise gestaltet. Eine wellige Bodenformation ist mit Kleinpflaster belegt. Ernst Rasche selber hat gesagt, dass dieses „Teppichmuster“ als Zusammenfassung aller weiteren aufragenden Elemente dienen soll. Das Pflastermuster verdeutlicht den Zusammenhang aller einzelner Elemente dieser Skulptur, die eben nicht nur ein Brunnen ist. Wenn man die Passanten und besonders die Kinder an schönen Tagen beobachtet, so benutzen sie ganz im Sinne von Ernst Rasche seine Skulpturen ohne Scheu auch als Sitz- oder Klettergelegenheiten. Schön fände es Ernst Rasche sicherlich, wenn die Passanten sich auch einmal Gedanken über die formale Gestaltung machen. Der großen Schwere der Kugel, die aber als Form die geschlossenste und harmonischste Gestalt ist, die man sich vorstellen kann, steht das offene Rund des Brunnens mit den Stelen gegenüber. (WAZ, 04. 09. 2003, GR)

Im Herbst 2009 wurden in der Schlossstraße große Blumenkübel, in die niedrige Bäume gepflanzt werden sollen, aufgestellt. Ernst Rasche beschwerte sich bei Frau Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld über die unmittelbare Nähe dieser mächtigen Kübel. „Er machte unter Hinweis auf sein künstlerisches Urheberrecht deutlich, dass er den Erlebnisraum seiner begehbaren Plastik optisch gestört sah und die Kübel vor dem Brunnen das Kunstwerk seiner räumlichen Wirkung beraubt hatten.“ (NRZ, 02. 10. 2009) Drei Kübel wurden dann aus der Nähe entfernt und anderweitig verwandt.

 

Der folgende Text stammt aus: Reese, Beate [Hrsg.]: Kunst in der Stadt - Mülheim an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2022.

„Glanzpunkt der neuen Fußgängerzone“ – „Schmuckstück der Ruhrstadt“ – „Gewinn für die gesamte Stadt“. Die Schlagzeilen aus der Lokalpresse zur Einweihung der Platzgestaltung auf der Kreuzung zwischen Schloßstraße und Kohlenkamp sprechen von Stolz und zugleich von großer Akzeptanz und Wertschätzung dieser abstrakten Plastik. Nach wie vor ist die „Kugel“ ein stadtbildprägendes Kunstwerk und beliebter Treffpunkt. 
„Das Werk muss etwas mit Wasser zu tun haben“, so lautete die Vorgabe für den von den Mannesmannröhren-Werken und der Stadt Mülheim 1972 ausgeschriebenen Wettbewerb für die Neugestaltung der Kreuzung. Rasche entwarf eine raumgreifende Platzanlage mit drei Hauptbestandteilen: Flächenmäßig am größten ist der Brunnen. „Das Wasser als lebendige Quelle“ gibt den thematischen Rahmen vor. Aus den Kopfseiten der zwölf Rundstelen aus schwarzem, teilweise poliertem Impala-Granit quillt Wasser und sammelt sich in einem runden, ummauerten Becken. Gegenüber eine Gruppe unterschiedlich hoher Säulen, die zum Sitzen und Spielen einladen. Sie symbolisieren „das Leben der Menschen“.
Mit einem Durchmesser von 1,60 Metern bildet die monumentale Kugel den markantesten Teil des Kunstwerks. Die siebenfach polierte, spiegelnde Oberfläche wird von einem ornamentalen Ring umschlungen. Die Deutung als Weltkugel mit Äquatorring liegt nahe. Zugleich ist die Kugel die Urform, die die Gesamtheit aller Gestaltungsmöglichkeiten in sich trägt. In ihr spiegeln sich die Stadtarchitektur sowie auch die Betrachtenden. Eine stille Reflexionsfläche entsteht.
Kleinteiliges Pflaster, das sich teppichartig mit kleinen Hügeln über den Kreuzungsbereich erstreckt, verbindet die einzelnen Elemente der Platzgestaltung und markiert die Ausdehnung des Kunstwerks. Ein „begehbares Relief“, wie Rasche es nannte. An den Rändern fasert es aus und bildet so einen Übergang zum Bodenbelag der Fußgängerzone. Beim Darübergehen irritieren die Unebenheiten. Sie laden zum Verlangsamen des Gangs und Innehalten im unruhigen Treiben der Innenstadt ein. — BW
 

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Kontakt

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr/Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Mülheim an der Ruhr
Barbara Walter
Telefon 0208 - 455 41 05
E-Mail: Barbara.Walter@muelheim-ruhr.de
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